Es gab eine Zeit, vor nicht allzu langer Zeit, in der jeder Fortschritt in der deutschen Diplomatie im Lichte ihrer Vergangenheit interpretiert wurde. Daher war die deutsche Außenpolitik aus Adenauer und aus naheliegenden Gründen außerordentlich umsichtig. So sehr, dass sein wirtschaftliches Gewicht in der Welt nie mit seiner mageren internationalen Präsenz gleichgesetzt wurde. Kein Zweifel, denn die alten Geister des 20. Jahrhunderts waren noch da. Präsentiert als schwere Platte, die die internationale Dimension Deutschlands einschränkte.

Nichts deutet darauf hin, dass diese“echte Politik“ mit der Zeit weitergehen wird. Ganz im Gegenteil. Die Präsenz Deutschlands in Europa nimmt tendenziell zu. Und die jüngste Bewegung in Brüssel ist von außerordentlicher Bedeutung. Der Präsident der Europäischen Kommission hat, wie wir wissen, Martin Selmayr zum neuen Generalsekretär der Institution ernannt. Die Ernennung wäre nichts Besonderes, wenn es nicht so wäre, weil Junckers wirkliche Nummer zwei – und nicht sein Stabschef – deutsch ist, und was noch relevanter ist, wird enorme Macht in einer politisch mächtigen Struktur ansammeln. Unter anderem, wie es in Brüssel oft gesagt wird, weil derjenige, der die Rolle spielt, die Tagesordnung aufstellt, und das ist eine sehr wichtige Funktion.

Selmayr (Bonn, 1970) ist der oberste Verwaltungsbeamte in Brüssel, und seine wirkliche Macht ist noch größer als die der meisten Kommissare, die mit den markierten Karten spielen. Die technischen Dienste sind es, die die Roadmap jeden Tag gewissenhaft verteilen. Aus diesem Grund haben einige sehr einflussreiche Medien in Brüssel die Ernennung von Selmayr schnell als einen sehr wichtigen Schritt nach vorn in der deutschen Diplomatie interpretiert, die es immer noch vorzieht, vermeintlich technische und nicht die sichtbarsten Posten zu besetzen, was als eine Änderung der Position angesehen werden kann. Und natürlich ein strategischer Schritt. Auf jeden Fall unterscheidet sie sich sehr von derjenigen, die Berlin nach der Wiedervereinigung beibehalten hat, als es sich für eine unauffällige Haltung entschied, um bei seinen europäischen Partnern keinen Verdacht zu erregen.

Wenn Selmayr, den viele wegen seiner schlechten Manieren als Berlaymont-Monster bezeichnen, bereits Generalsekretär der Europäischen Kommission ist, so ist sein Landsmann Klaus Welle seit 2009 Generalsekretär des Europäischen Parlaments, was ihm eine enorme Gestaltungsmacht verleiht. Ein anderer Deutscher, Klaus Regling, ist Präsident des European Stability Mechanism (EDM), dem Gremium, das als künftiges europäisches Finanzministerium bezeichnet wird, während ein anderer Deutscher, Klaus-Heiner Lehne, der Präsident des Europäischen Rechnungshofs ist, ebenfalls auf der Liste steht. Die Europäische Investitionsbank (EIB) steht ebenfalls unter dem Vorsitz von Werner Hoyer, während Helga Schmid Generalsekretärin des Europäischen Auswärtigen Dienstes ist, der für die interne Struktur der EU zunehmend an Bedeutung gewinnt. Elke König, die bei der Auflösung der Banco Popular eine wesentliche Rolle gespielt hat, ist ebenfalls Deutsche und spiegelt einen vollwertigen Ansatz der europäischen Institutionen wider.